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„Come back stronger“: Warum Stärke im Sport nicht ausreicht und worin ein wahres Comeback besteht

„Come back stronger“ – ein Spruch, der oft als Mutmacher dient, nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Doch führt bloße Stärke wirklich zu Veränderung? – beyond the runners' feelings.

Nele beim Laufen, dazu der Spruch "Come back stronger"
Come back stronger – ein Spruch, der eine falsche Erwartungshaltung impliziert

#comebackstronger - jede:r Läufer:in, mindestens 1x im Leben

„Come back stronger“ – Ein leeres Versprechen?


“Stärker zurückkommen" ist ein bekannter Motivationsspruch, den viele Sportler:innen schon mindestens einmal im Leben gesagt oder gedacht haben – vor allem dann, wenn es nach einer Verletzungspause wieder zurück ins Training geht. 


Rückschlag? Kein Problem, denn es ist an der Zeit für ein “come back stronger”.

Enttäuscht von einer Laufsaison? Das macht nichts, nach einer Erholungspause gilt nämlich “come back stronger”. 


In meinen Augen ist dieser Spruch nichts weiter als eine leere Floskel, ein Hashtag, der sich auf Social Media verbreitet und es in das Mindset vieler Menschen geschafft hat. Und das auch noch ziemlich erfolgreich.

Stärker zurückkommen – wie der Phönix aus der Asche wieder emporsteigen. Im Kern ein wundervolles Sinnbild. Ich habe diesen Spruch selbst oft verwendet – bis ich irgendwann bewusst entschieden habe, ihn durch etwas viel Besseres zu ersetzen: Come back different.


Keine Frage, der Spruch “come back stronger” soll Mut machen. Es soll motivieren, Resilienz aufbauen und den Glauben stärken, dass wir nach einem Rückschlag wieder zu unserer alten Form zurückfinden – sogar besser als zuvor. Bei meiner Recherche konnte ich keine eindeutige Herkunft ermitteln. Der Spruch wird in vielen Kulturen, Sprachen und Kontexten verwendet. 

Er ist oft Teil in Motivationsreden, im Sport, in der Selbsthilfe und in populärer Kultur, um wie bereits erwähnt Resilienz, Entschlossenheit und die Fähigkeit zu betonen, nach einer Niederlage oder einem Rückschlag stärker zurückzukehren.


Wiederholung oder Wandel: Was ein Comeback wirklich ausmacht


Aber Hand aufs Herz: Wer möchte einfach nur stärker zurückkommen?

Denn was bedeutet das wirklich? Oft bleibt es doch dabei, die gleichen Fehler wieder zu machen. Wir lernen nichts aus unseren Niederlagen. Und ja, vielleicht sind wir beim nächsten Rückschlag etwas belastbarer, brechen nicht sofort in Tränen aus, sondern erst nach ein paar Tagen. Ein kleiner Fortschritt, sicherlich. Aber reicht das?


Wenn ich jedes Mal nur stärker zurückgekommen wäre, hätte sich an meinem Verhalten nichts geändert. Ich wäre als dieselbe Person zurückgekehrt – nur eben stärker. Und genau diese Stärke hätte mich womöglich direkt in das nächste Übertraining und damit in die nächste Verletzung geführt. Dann hätte ich mich vielleicht ein klein wenig mehr mit der Situation abgefunden. 


Doch das ist nicht Sinn und Zweck der Sache.

Was wir wirklich brauchen, ist Veränderung. Wir sollten an den Ursachen arbeiten, die uns überhaupt in die Lage gebracht haben, ein „Comeback“ zu benötigen. Dazu gehört Selbstreflexion. Dazu gehört die Bereitschaft, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Und, ganz ehrlich, dazu gehört am wenigsten Resilienz.


Lernen statt wiederholen: Come back different


Genau deshalb sollten wir uns weniger auf ein „Come back stronger“ und vielmehr auf ein „Come back different“ fokussieren. Denn wer will schon genauso bleiben, wie er war? Was wir wirklich wollen, ist, aus Fehlern zu lernen und daran zu wachsen.

Natürlich ist es wichtig, Stärke zu entwickeln – mental und physisch. Stärker zu werden, ist nur ein Teil des Prozesses. Es ist nicht das Ziel, sondern ein Nebeneffekt. Das eigentliche Resultat sollte Entwicklung sein, geprägt von den Erkenntnissen und Learnings, die wir auf dem Weg gesammelt haben.

Denn wahre Veränderung beginnt, wenn wir nicht nur stärker, sondern vor allem anders zurückkehren. Come back different.

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