top of page

Laufen und der innere Schweinehund – Müssen wir den Schweinehund wirklich bekämpfen?

"Mein innerer Schweinehund ist wieder sehr laut" – wer kennt diesen Gedanken nicht? Der innere Schweinehund ist der kleine Widerstandskämpfer aller Läufer:innen, wenn es um das nächste Lauftraining geht. Motivation? Fehl am Platz. Doch ist der innere Schweinehund wirklich so schlimm, wie wir in sehen? – beyond the runners' feelings.

Nele Dörk, Läuferin, auf dem Foto mit dem Text-Overlay eines Zitates
Den inneren Schweinehund besiegen – ist er wirklich unser Feind?


It’s very hard in the beginning to understand that the whole idea is not to beat the other runners. Eventually you learn that the competition is against the little voice inside you that wants you to quit. — George Sheehan

Den inneren Schweinehund besiegen – der Zweikampf aller Läufer:innen


Läufer stoßen oft auf innere Widerstände, und der wahre Kampf ist gegen jene innere Stimme, die zum Aufgeben drängt. Der Sieg liegt darin, diese Stimme zu überwinden und weiterzumachen.


Der "innere Schweinehund" ist eine wunderbare Metapher für genau jene Teilaspekte unserer Psyche, die uns dazu verleiten, den Weg des geringsten Widerstands zu wählen – sei es der Verzicht auf sportliche Betätigung, das Aufschieben wichtiger Aufgaben oder das Nachgeben gegenüber Versuchungen. Der Mensch ist bequem – und das darf er durchaus sein. Und obwohl uns die Überwindung so viel Kraft kostet, kämpfen wir doch gegen den Schweinehund an – wir wollen gewinnen, auf uns stolz sein, den Tag mit einem inneren Wohlbefinden beenden. Und das kann man uns wirklich nicht übel nehmen.


Doch müssen wir diesen Kampf jeden Tag aufs Neue führen? Möchte die innere Stimme uns wirklich sagen, dass wir aufgeben sollen? Das wäre eine fatale Sache.

Kritisch betrachtet, kann dieser innere Widerstand viel mehr als nur ein Hindernis sein; er kann uns als ein Schutzmechanismus dienen, der vor Überlastung und unnötigen Risiken bewahrt – glaubt mir, ich kann mittlerweile ein Lied davon singen.

In vielen Fällen mahnt uns der innere Schweinehund zur Vorsicht oder zur Erholung, signalisiert vielleicht, dass wir uns nicht überfordern sollen. Diese Warnungen sind essentiell, denn sie schützen uns vor Erschöpfung und ermöglichen es uns, unsere Kräfte sinnvoll einzuteilen.


Ich bin ehrlich: In 90 Prozent der Fälle fühle ich mich wirklich gut, nachdem ich den kleinen Widerstandskämpfer besiegt habe. In den restlichen 10 Prozent jedoch nicht. Und die Auswirkungen sind meistens schlimmer, als es die guten Gefühle sind.


Fehlende Motivation vs Schutzmechanismus – wie können wir unterscheiden?


Was machen wir also mit dem kleinen, frechen und lauten Schweinehund? Wie können wir evaluieren, ob er es ist, der uns die Motivation raubt oder ob es unser Körper ist, der uns schützen möchte?


  1. Selbstreflexion üben

Ich weiß, Selbstreflexion ist nicht immer einfach. Am einfachsten gelingt sie jedoch, wenn wir uns Fragen stellen:

,,Warum fühle ich mich demotiviert?“„Was genau hält mich davon ab, jetzt aktiv zu werden?“ “Wie war mein Tag heute, hat mich etwas gestresst?”

Auch Journaling kann helfen, bestimmte Muster zu erkennen und aus ihnen zu lernen. 


  1. Auf körperliche Signale achten

Unser Körper sendet uns ständig Signale, die wir jedoch oft ignorieren. Schmerzen, übermäßige Müdigkeit oder ein Gefühl der Überforderung sind klare Indikatoren dafür, dass wir eine Pause brauchen. Ein plötzlicher Verlust der Motivation, besonders wenn diese mit körperlichen Symptomen einhergeht, ist oft ein Zeichen, dass wir wirklich Ruhe benötigen – dann dient der Schweinehund als Schutzmechanismus. 


  1. Prioritäten überprüfen

Demotivation und somit der innere Schweinehund machen sich dann bemerkbar, wenn unsere Ziele nicht mehr mit unseren Werten und Prioritäten übereinstimmen. Es ist wichtig, regelmäßig zu überprüfen, ob das, was wir anstreben, tatsächlich das ist, was wir wirklich wollen. Ihr erinnert euch vielleicht:


WILL ich laufen?

Will ICH laufen?

Will ich LAUFEN?


Wenn wir andere Dinge als das Laufen priorisieren, dann wird der Schweinehund natürlich laut – auch wenn wir eigentlich laufen wollen.


  1. Versuch macht klug!

Am Ende ist der einfachste Weg der, einfach Trick 17 anzuwenden: Laufschuhe an und los! Aber vorsichtig, langsam, nur ein kurzes Antesten. Wie fühlt es sich an? Wie reagiert der Körper? Ein Feedback von Freund:innen, die unsere Muster kennen, kann auch helfen und eine wertvolle Perspektive bieten. 


Fazit: Den inneren Schweinehund nicht als Feind:in sehen


Das Zitat von George Sheehan betont eine wichtige Einsicht in die menschliche Natur und Leistungsfähigkeit. Es verdeutlicht, dass der wahre Wettbewerb nicht gegen andere, sondern gegen unsere eigenen selbstbeschränkenden Überzeugungen und Ängste geführt wird. Der Drang zum Aufgeben, den unsere "innere Stimme" verkörpert, ist oft eine Reaktion auf Unannehmlichkeiten oder Müdigkeit, nicht auf langfristige Ziele oder das, was wir wirklich erreichen können und wollen.


Die Aufforderung, diese Stimme zu überwinden, ist daher nicht bloß ein Kampf gegen Trägheit oder Faulheit, sondern vielmehr ein tieferes Ringen um Selbstüberwindung und Selbstverwirklichung. Indem wir lernen, die richtigen Momente zu erkennen, in denen wir uns sicher herausfordern können und sollten, statt der inneren Stimme des Aufgebens nachzugeben, erweitern wir unsere Grenzen und entdecken unser wahres Potenzial.

Allerdings ist es wichtig, dass dieser Kampf gegen die innere Stimme nicht in Selbstzerstörung umschlägt.


Und ja, das drücke ich bewusst derbe aus. Es sollte eine Balance gefunden werden zwischen der Überwindung dieser Stimme und dem Hören auf die Warnungen unseres inneren Schweinehunds, wenn echte Gefahr für unsere physische oder psychische Gesundheit besteht.


In diesem Sinne ist der innere Schweinehund nicht immer ein Feind, der besiegt werden muss – er kann genauso gut unser aller Berater / Beraterin sein, dessen Meinung wir einfach mal anhören dürfen.

Comments


bottom of page