Es gibt Dinge, die uns selbst das härteste und anstrengendste Lauftraining nicht lehren können. Welche 8 Dinge Läufer erst im Wettkampf lernen und wie wir später damit umgehen sollten
Was Läufer im Training nicht lernen
Wer an einem Laufwettkampf teilnehmen will, der wird womöglich die ein oder andere Trainingseinheit dafür absolvieren. Klingt logisch, nicht wahr? Schließlich müssen oder wollen wir unseren Körper auf die Leistung vorbereiten, unsere Muskeln dementsprechend trainieren, die Ausdauer verbessern, an der Schnelligkeit arbeiten und auch mental bestens gewappnet sein. Ohne Fleiß, kein Preis.
Allerdings gibt es Situationen, auf die uns auch die beste Trainingseinheit, der schönste Lauf oder unsere größte Willenskraft nicht vorbereiten können. Es ist der klassische Sprung ins kalte Wasser – du merkst erst, wie kalt es ist, wenn du gesprungen bist. Natürlich kannst du vorsorgen und dich warm anziehen, aber letzten Endes wirst du keine effiziente Vorbereitung angehen können.
Auch wir Läufer springen manchmal ins kalte Wasser, oder besser: laufen voller Wucht gegen eine Wand. Das macht aber nichts.
Ausgiebiges und qualitativ anspruchsvolles Lauftraining ist definitiv gut, aber erst die Erfahrung in ungewohnten Situationen lehrt uns die wesentlichen Dinge, die wir ein Leben lang bei jedem weiteren Lauftraining in uns tragen werden. Doch welche Dinge sind das, die wir erst während des Laufwettkampfes lernen?
Lese hier: Richtig laufen lernen – 5 wichtige Erkenntnisse, die ich gerne schon vorher gewusst hätte
8 Dinge, die du als Läufer erst im Wettkampf lernen wirst
1. Im Wettkampf entsteht ein ganz anderes Laufgefühl
Egal, ob du 5 Kilometer läufst, einen Halbmarathon oder einen Marathon – die Gruppendynamik im Wettkampf sorgt für ein ganz neues Laufgefühl, das sich immer wieder neu anfühlen wird. Auch wenn du im Training oft in Laufgruppen läufst oder mit einem Laufpartner läufst, ist die Wettkampfsituation mit tausend Gleichgesinnten eine ganz andere. Ich persönlich liebe dieses Wettkampf-Gefühl, das mir kein Lauftraining dieser Welt auch nur ansatzweise näher bringen kann.
2. Sich nur auf sich selbst zu konzentrieren ist kaum möglich
Die Prio Nummer eins bei einem Wettkampf: Fokussiere dich stets auf dich selbst. Höchstwahrscheinlich ist diese Info für dich nichts Neues und womöglich sogar selbstverständlich. Aber glaube mir, du wirst desöfteren deinen Fokus auf dich und deinen Körper verlieren. Vor allem dann, wenn es dein erster Wettkampf ist. Das Positive an der Sache: Es ist überhaupt nicht schlimm und gehört zum Wettkampf einfach dazu. Schließlich sollst du die Eindrücke aufnehmen sowie verarbeiten, und nicht nur völlig emotionslos aufsaugen.
3. Der Startblock ist nicht(!) irrelevant
Wenn du glaubst, dass der Startblock nur eine nette Option für weniger Chaos beim Start darstellt, dann täuscht du dich. Ob schnell oder langsam – stehst du im falschen Startblock, dann kann dich das Zeit, Spaß, Motivation und eine Menge Nerven kosten. Ich stand einmal im falschen Startblock (um genau zu sein sogar drei Blöcke weiter hinten), was mich ganze 8 Minuten für den ersten Kilometer gekostet hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich per se weit nach vorne stellen sollte. Die Gefahr, dass du zu schnell losläufst, weil du dich an den anderen Läufern orientierst, ist viel zu groß. Kurzum: Welcher Startblock für dich optimal ist, lernst du erst nach mehreren Wettkämpfen.
4. Die besten Läufer sind auch nur Menschen
Auch der beste Läufer kann einen schlechten Tag haben – ganz gleich, wie hart und erfolgreich er für den Wettkampf trainiert hat. Wir sind keine Maschinen, unsere Körper lassen sich nicht kontrollieren. Im Wettkampf wirst du auf Läufer treffen die verzweifelt und müde aussehen, weinen oder auch gehen müssen. Auch das ist normal! Das ist Laufen.
5. Sich unvorbereitet fühlen ist Normalität
Das Gefühl des Nicht-Vorbereiten-Sein gehört zu den schlimmsten Dingen überhaupt. Weitaus schlimmer: es wird sich nicht ändern. Hierbei handelt es sich um ein ganz klassisches Läufergefühl oder wie ich sage: um wahre #runnerfeelings. Im Training wirst du immer wieder mal das Gefühl erleben, dass du für eine Laufeinheit bestens vorbereitet bist und sich der Lauf auch so anfühlen wird. Ganz gleich, ob du deinen Trainingsplan zu 90 oder 100 Prozent erfüllt hast – du wirst immer denken, es war nicht genug und ein Longrun wäre besser gewesen.
6. Mentale Stärke lernst du im Training, aber benutzen wirst du sie im Wettkampf
Wie oft hast du trotz Müdigkeit oder Muskelkater eine Trainingseinheit durchgezogen? Wahrscheinlich sehr oft. Wir beißen uns durch Longruns, anstrengende Intervall-Einheiten und laufen selbst bei schlechtem Wetter eine Bestzeit. Gut trainiert, würde ich sagen. Doch was es wirklich bedeuten kann, seinen inneren Schweinehund zu überwinden, lernst du spätestens im Wettkampf. Du lernst es dann, wenn deine Laufuhr den Geist aufgibt, der nächste Verpflegungspunkt erst in fünf Kilometer kommt und du eigentlich nur noch über die Ziellinie willst.
7. Du findest heraus, worum es dir beim Laufen wirklich geht
Warum läufst du? Die Antwort liegt scheinbar auf der Hand. Doch welchen Grund das Laufen für dich haben mag so glaube mir – die wahre Antwort auf das „Warum“ entdeckst du erst beim Laufwettkampf. Der Zauber liegt im Unerwarteten und entfaltet sich dann, wenn du die Antwort eigentlich gar nicht suchst. Freue dich drauf!
8. Ein DNF ist (k)eine eine Option
Jeder Läufer möchte ein DNF („Did not finish“) vermeiden. Ich auch. Für mich wäre es wenn überhaupt die letzte Option. Im Training setzen wir uns dieses Ziel meistens von Anfang an und halten daran fest. Ein Wettkampf ist immer eine Art Glücksspiel. Wir können nicht ausschließen, dass unser Körper während des Wettkampfes einfach nicht mehr funktionieren möchte, die Gründe hierfür können beliebig sein. Im Wettkampf freunden wir uns mit dem Gedanken an, dass ein DNF eine Option sein könnte – wenn auch nur im schlimmsten Fall, natürlich.
Jedes Training zieht ein Learning mit sich, jeder Wettkampf kann uns in die Knie zwingen und zurückwerfen, oder ein wahres runnershigh bescheren
Was wir von Wettkämpfen für unser nächstes Lauftraining lernen
Das Wichtigste zuerst: Läufer lernen nie aus.
Mindestens genauso wichtig wie die Wettkampfvorbereitung ist die Nachbereitung. Physisch und psychisch. Solch ein Event fordert uns nicht nur hinaus, sondern erweitert nachhaltig den Horizont unserer eigenen Wahrnehmung. Achte auf die Dinge, die im Wettkampf auf dich warten und nutze sie zu deinem persönlichen Vorteil. Diese Learnings kann kein Training ersetzen.
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