Das Schienbein zwickt, der Knöchel schmerzt – und trotzdem gehen viele Laufen. Doch warum ignorieren wir diese Symptome eigentlich immer wieder?
Schmerzen beim Laufen
Schmerzen und Laufen sollte genauso zusammen gehören wie Sommer und Schnee – und zwar gar nicht! Über all die Monate, in denen ich sehr viel und effektiv trainiert habe, hat sich vor allem eine Sache deutlich bemerkbar gemacht: Meine Wehwehchen haben zugenommen, hier und da haben sich unangenehme Verspannungen gezeigt und meine Fußbandage wurde zunehmend mein bester Freund.
Klingt ziemlich unfair wenn man bedenkt, dass viel Bewegung dem Körper doch eigentlich gut tun sollte. Aber diese Grenze zwischen viel Training und Übertraining ist schmal – und zwar verdammt schmal…
Trotz allem schlüpfe ich immer wieder in meine Laufschuhe und ignoriere den stechenden Muskelkater oder die Knöchelschmerzen gekonnt – es ist schließlich nicht so schlimm, dass ich nicht laufen könnte. Das mag so sein, aber nur weil man „kann“ heißt es noch lange nicht, dann man auch „soll“.
Zugegeben: Diese Sätze gehen mir ziemlich leicht über die Finger, denn Ratschläge geben kann ich immer gut, sie selbst anzunehmen ist dagegen eine fast unüberwindbare Herausforderung. Paradox, nicht wahr?
Wieso laufen wir mit Schmerzen?
Natürlich liegt die Antwort auf die Frage „ob man mit Schmerzen laufen sollte“ auf der Hand: Nein. Eine Pause ist sicherlich das sinnvollste, was man tun kann.
Warum trotzdem viele Menschen, inklusive mir, mit Schmerzen laufen gehen, kann (und da bin ich mir sicher) folgende Gründe haben: Zunächst sind die Schmerzen meistens auszuhalten und treten vielleicht nur bei bestimmten Bewegungen auf. Vor allem Knöchel- oder Schienbeinschmerzen lassen sich problemlos verdrängen und verschwinden sogar meistens während des Laufens. Leider sind Schienbeinprobleme bei Läufern nicht nur weit verbreitet, sondern auch sehr langwierig. Anstatt konsequent mehrere Wochen (oder Monate) zu pausieren, geht man dennoch laufen. Eine Besserung ist dadurch natürlich nicht in Sicht.
Die Schwierigkeit besteht darin, die Schmerzen zu akzeptieren und zu begreifen. An dieser Stelle kommt wieder der Kopf ins Spiel, der für die vernünftige Entscheidung sorgen soll . Das Problem an der ganzen Sache ist allerdings, dass unser Kopf schon mit einer anderen Sache beschäftigt ist: Der (hart erarbeiteten) Laufmotivation. Wie soll es nun funktionieren, dass wir die Laufmotivation behalten, aber uns gleichzeitig „zwingen“ müssen, nicht laufen zu gehen? Eben. Dilemma.
Dabei sind Schmerzen eigentlich nur eins: Ein Signal des Körpers, dass er eine Pause braucht. Wir sind vielleicht der Meinung, dass unser Körper übertreibt und die Schmerzen faktisch nicht allzu schlimm sind. Dabei sollten wir uns hin und wieder mal auf die eigene Schulter tippen.
Schmerzen: Pausieren oder ignorieren?
Diese Frage lässt sich leider nicht ganz so einfach beantworten. Wenn die Schmerzen über mehrere Wochen hinweg bestehen und selbst beim Laufen nicht verschwinden, (womöglich sogar schlimmer werden) ist eine Pause unbedingt ratsam. Dafür braucht es keinen Arzt, sondern nur gesunden Menschenverstand (ich tippe mir nochmal selbst auf die Schulter).
Wenn die Schmerzen allerdings nach einem intensiven Training auftreten und ein paar Tage andauern, dann sollte man das Ganze beobachten und kann es in diesem Sinne insofern "ignorieren", dass man die Effektivität des Laufens zurückschraubt. Ein paar Kilometer weniger und ausreichendes Dehnen nach dem Lauf können schon helfen.
Noch ein kleiner, aber wichtiger Tipp: Schmerzen, die genau während des Laufens auftreten, sollten allerdings sofort ernst genommen werden. Die PECH-Regel sollte man wie das 1x1 auswendig kennen und dementsprechend folgendes tun:
P Training pausieren
E Eis
C Kompression
H Hochlegen und ruhen
Ganz egal ob man sich dazu entscheidet, das Training zu pausieren (sinnvoll) oder die Schmerzen zu ignorieren (fällt nunmal leichter von der Schulter) sollte man sich stets der Auswirkungen bewusst sein: Letzten Endes geht es so oder so zulasten des Lauftrainings. Bei dem einen früher, bei dem anderen später.
Außerdem hierzu: Laufpause wegen Verletzung – wie du mental damit umgehen solltest
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